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Herpes Viruses

Herpesviridae

Herpesviridae ( German )

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Die Familie Herpesviridae umfasst behüllte Viren mit einer doppelsträngigen, linearen DNA als Genom. Die Vertreter der Herpesviridae zählen bezüglich ihres Genoms und ihrer Morphologie zu den größten und komplexesten Viren. Die derzeit etwa 170 Virusspezies wurden bei sehr vielen Wirbeltieren entdeckt, darunter Säugetiere, Vögel, Reptilien und Fische sowie wenige Wirbellose. Die Herpesviren sind in der Regel streng wirtsspezifisch und können unterschiedliche Erkrankungen hervorrufen, bei denen sich die Viren in Lymphozyten, Nervenzellen oder epidermalen Zellen vermehren. Ein besonderes Merkmal der Herpesviridae ist ihre Fähigkeit zur Persistenz, d. h., sie verbleiben nach einer Erstinfektion lebenslang im Wirt, auch ohne Anzeichen einer Erkrankung hervorrufen zu müssen. Der Name der Virusfamilie leitet sich von gr. ἕρπειν (herpein) für „kriechen“ ab, was auf die kriechende Ausbreitung der Hautläsionen bei einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus hindeutet, dem bekanntesten Vertreter der Familie.

Morphologie

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Spiegeleiform des Herpes-simplex-Virus im TEM
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Schemazeichnung eines Virions der Herpesviridae. Querschnitt komplett und nur durch die Hülle (Kapsid von außen)

Die Viruspartikel (Virionen) der Herpesviridae sind zwischen 120 und 200 nm im Durchmesser groß; sie gehören damit neben der Familie Poxviridae zu den größten Viren. In elektronenmikroskopischen Abbildungen (TEM) zeigt sich meist eine unregelmäßige, eingedellte Virushülle, was auf die Zerstörung der empfindlichen Hülle während der Präparation zurückzuführen ist. Zwischen Hülle und Kapsid befindet sich ein im Vergleich zu anderen Viren großer Raum (Matrixraum), der mit zahlreichen Strukturproteinen angefüllt ist. Diese Tegumentproteine (Tegument: „Haut“) sind zum Teil von der Innenseite in die Membran eingelagert oder an das Kapsid gebunden. Die Größe des Matrixraumes erhöht den Kontrast zwischen Hülle und Kapsid in der TEM-Darstellung, was die typische sogenannte „Spiegeleiform“ der Herpesviridae hervorruft. Das 100–110 nm große Kapsid der Herpesviridae besitzt eine ikosaedrische Symmetrie mit einer Triangulationszahl von T=16.

Systematik

  • Familie Herpesviridae
  • Spezies Anatid alphaherpesvirus 1 (Typus)
  • Spezies Hühner-Herpesvirus 1 (wiss. Gallid alphaherpesvirus 1)
  • Spezies Hühner-Herpesvirus 2 (wiss. Gallid alphaherpesvirus 2, Typus)
  • Spezies Humanes Herpesvirus 5 (wiss. Human betaherpesvirus 5, HHV-5, alias Humanes Cytomegalievirus, HCMV, Typus)
  • Spezies Makaken-Herpesvirus 3 (wiss. Papiine betaherpesvirus 3, Rhesus-Cytomegalovirus, RhCMV)
  • Spezies Makaken-Herpesvirus 4 (wiss. Papiine betaherpesvirus 4)
  • Spezies Saimiriine betaherpesvirus 4
  • Spezies Murides Herpesvirus 1 (wiss. Murid betaherpesvirus 1, MuHV-1, alias Murines Cytomegalievirus, MCMV, Typus)
  • Spezies Murides Herpesvirus 2 (wiss. Murid betaherpesvirus 1, MuHV-2, alias Ratten-Cytomegalievirus RCMV) Maastricht
  • Spezies Murides Herpesvirus 8 (wiss. Murid betaherpesvirus 8, MuHV-8, alias Ratten-Cytomegalievirus, RCMV) England/Berlin
  • Genus Quwivirus
  • Spezies Meerschweinchen-Herpesvirus 2 (wiss. Caviid betaherpesvirus 2,CavHV-2)
  • Spezies Tupaia-Herpesvirus 1 (wiss. Tupaiid betaherpesvirus 1, TuHV-1)
  • keiner Gattung zugeordnete oder vorschlagsmäßige Spezies innerhalb der Unterfamilie Betaherpesvirinae:
  • Spezies Humanes Herpesvirus 4 (wiss. Human gammaherpesvirus 4, HHV-4, alias Epstein-Barr-Virus, EBV, Typus)
  • Spezies Saimiriine gammaherpesvirus 2 (Typus)
  • Spezies Alcelaphine gammaherpesvirus 1 (Typus)
  • Spezies Equines Herpesvirus 2 (Equid gammaherpesvirus 2, EHV-2, Typus)
  • Spezies Equines Herpesvirus 5 (Equid gammaherpesvirus 5, EHV-5)
Die Familie Herpesviridae umfasst zusätzlich eine große Zahl weiterer Virusspezies, die bisher keiner der Gattungen oder Unterfamilien zugeordnet werden konnten oder lediglich Vorschlagscharakter haben. Zu ihnen gehören unter anderem:
  • Spezies „Acipenserid-Herpesvirus 1“ und „2“ (Herpesvirusinfektion des Weißen Störs)
  • Spezies „Anatid-Herpesvirus“ („Entenpest-Herpesvirus“)
  • Spezies „Anguillid-Herpesvirus 1“ (Herpesvirusinfektion des Japanischen Aals, Anguilla japonica)
  • Spezies „Ateles-Herpesvirus 3“ (Herpesvirusinfektion der Klammeraffen, Gattung Ateles)
  • Spezies „Boa-Herpesvirus 1“ (Herpesvirusinfektion der Abgottschlange, Boa constrictor)
  • Spezies „Herpesvirus der Schildkröte“
  • Spezies „Iguanid herpesvirus 2“
  • Spezies „Equines Herpesvirus 6“ und „7“ (EHV-6 und 7: Herpesvirusinfektionen des Pferdes)

Literatur

  • A. J. Davison, R. Eberle et al.: Family Herpesviridae. In: C. M. Fauquet, M. A. Mayo et al.: Eighth Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses. London/San Diego 2004, S. 193–212.
  • David M. Knipe, Peter M. Howley et al. (Hrsg.): Fields’ Virology. 4. Auflage, Philadelphia 2001.

Einzelnachweise

  1. a b c d e ICTV: ICTV Taxonomy history: Human alphaherpesvirus 1, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
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Herpesviridae: Brief Summary ( German )

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Die Familie Herpesviridae umfasst behüllte Viren mit einer doppelsträngigen, linearen DNA als Genom. Die Vertreter der Herpesviridae zählen bezüglich ihres Genoms und ihrer Morphologie zu den größten und komplexesten Viren. Die derzeit etwa 170 Virusspezies wurden bei sehr vielen Wirbeltieren entdeckt, darunter Säugetiere, Vögel, Reptilien und Fische sowie wenige Wirbellose. Die Herpesviren sind in der Regel streng wirtsspezifisch und können unterschiedliche Erkrankungen hervorrufen, bei denen sich die Viren in Lymphozyten, Nervenzellen oder epidermalen Zellen vermehren. Ein besonderes Merkmal der Herpesviridae ist ihre Fähigkeit zur Persistenz, d. h., sie verbleiben nach einer Erstinfektion lebenslang im Wirt, auch ohne Anzeichen einer Erkrankung hervorrufen zu müssen. Der Name der Virusfamilie leitet sich von gr. ἕρπειν (herpein) für „kriechen“ ab, was auf die kriechende Ausbreitung der Hautläsionen bei einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus hindeutet, dem bekanntesten Vertreter der Familie.

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