Das Vikunja (Vicugna vicugna) oder Vicuña[1] (Quechua: wik'uña) ist neben dem Alpaka eine der beiden Arten höckerloser Neuweltkamele der Gattung Vicugna, die zur Familie der Kamele gehört. Es ähnelt dem ebenfalls in Südamerika heimischen Guanako, ist aber zierlicher und robuster. Die Wolle der Vikunjas ist noch feiner als Kaschmirwolle.[2]
Seine Kopfrumpflänge beträgt 150 Zentimeter, die Schulterhöhe 100 Zentimeter, das Gewicht 50 Kilogramm. Eine anatomische Besonderheit im Vergleich zu anderen Neuweltkamelen sind die unteren Schneidezähne, die wie bei Nagetieren ständig nachwachsen – etwas Vergleichbares gibt es unter anderen Paarhufern nicht.[3]
Das Wollhaar des Vikunjafells ist feiner als das verwandter Arten. Es bildet eine dichte Wärmedämmschicht für die eisigen Winternächte in großer Höhe. Die Fellfarbe ist am Rücken hellbraun, im Bauchbereich weißlich; die sehr feine und weiche Wolle hat ein geringes Gewicht. Die kleinste Kamelart der Welt benötigt außerdem ein großes Herz, um in einer Höhe von bis zu 5500 Metern leben zu können.[2]
Wie das Guanako lebt das Vikunja in territorialen Familienverbänden, die von je einem Hengst (Männchen, die weiblichen Tiere werden Stuten genannt) geführt werden. Daneben gibt es Junggesellentrupps (Männchen, die wegen ihres jungen Alters noch kein Territorium verteidigen können) und solitäre alte Männchen (die durch jüngere Männchen von ihren Verbänden vertrieben wurden).
Die einzige Nahrung, die Vikunjas zu sich nehmen, ist das harte, trockene Gras der Bergweiden. Sie sind daher darauf angewiesen, täglich zu trinken.[2]
Verbreitet ist das Vikunja in den Hochanden Ecuadors, Perus, Boliviens, Argentiniens und Chiles. Es kommt hier in Höhen zwischen 3500 und 5500 Metern vor.
Während es zur Zeit der Inka etwa 1,5 Millionen Vikunjas in den Anden gab, ging ihre Zahl bis 1965 auf 6000 zurück. Seitdem haben sich infolge von Schutzmaßnahmen die Bestände aber rasant erholt, so dass es heute wieder etwa 200.000 Vikunjas gibt. Das Zuchtbuch im Rahmen der Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) wird von Christian R. Schmidt vom Frankfurter Zoo geführt. Die IUCN listet das Vikunja mittlerweile als „nicht gefährdet“.
Die klassische Lehrmeinung war einst, dass das Vikunja nie domestiziert wurde und dass Lama und Alpaka vom Guanako abstammen. Heute gibt es allerdings DNS-Untersuchungsbefunde, die darauf hindeuten, dass das Alpaka vom Vikunja abstammen könnte. Da Alpakas, Lamas, Guanakos und Vikunjas untereinander fruchtbar sind und sich die Linien oft miteinander vermischt haben, lässt sich die Abstammung der Haustierformen heute nicht mehr mit letzter Sicherheit nachvollziehen.
Das Vikunja wird oft auch unter dem wissenschaftlichen Namen Lama vicugna geführt, also zusammen mit den Lamas in einer gemeinsamen Gattung. Für eine eigene Gattung spricht die Besonderheit des Gebisses, das von dem der anderen Lamas abweicht. Allerdings sind Guanakos und Vikunjas untereinander fruchtbar, was wiederum für eine sehr dichte Verwandtschaft spricht. Daher ist die Einführung der eigenen Gattung Vicugna wie auch die Einordnung der Alpakas in dieser Gattung umstritten.
Die Inka trieben Vikunjas zu Zehntausenden in Gatter, schoren die Wolle zur ausschließlichen Verwendung durch hohe Adlige und ließen die Tiere dann wieder frei. Die Spanier setzten diese Tradition nicht fort. Sie schossen Vikunjas in großer Zahl ab und vergifteten oft auch deren Wasserstellen, zunächst um Platz für Weideland zu schaffen und erst später wegen des Fells. Heutzutage stehen Vikunjas unter Artenschutz. In Peru, Chile, Bolivien und Argentinien werden sie zur kommerziellen Nutzung freilaufend in Nationalparks gehalten, seltener auch in weitläufigen Gehegen (vor allem in Argentinien).[4][5] Im Jahr 2009 wurden weltweit 5500 bis 6000 Kilogramm Vikunjawolle gewonnen.[6]
Beim traditionellen Scheren (Chacu oder Chaccu) werden in Peru alle zwei Jahre Vikunjaherden in einer Zeremonie über trichterförmige Gatter in Pferche getrieben und geschoren. Dabei wird eine Wolle mit einer durchschnittlichen Faserlänge von 2–4 cm gewonnen. Das Gewicht an geschorenen Wollhaaren beträgt pro Tier etwa 250 g[7] bis 450 g,[5] nach Entfernung der unerwünschten Deckhaare vom Wollhaar.[5] Die Wolle der Vikunjas gilt als die seltenste und teuerste der Welt; 2010 wurde sie für etwa 7–15 Euro pro Unze gehandelt.[8] Meist wird sie naturfarben verarbeitet, da die Struktur des Vikunjahaars unter einem Bleichen oder Färben leidet.[9] Nördliche Populationen zeigen am Rücken eine eher zimtartige Fellfarbe, südliche einen beigen Farbton; das Haar am Bauch stellt einen kleineren Teil, der deutlich heller ist.[5] Neben gestrickten Pullovern und Socken werden aus Vikunjawolle auch Stoffe gewebt, die zu exklusiver Maßkleidung verarbeitet werden.
Das zur Herstellung von Vikunja-Wolle verwendete Wollhaar des Vikunja ist nach dem des Tschiru eines der feinsten Tierhaare mit einem Haardurchmesser von 10–20 Mikrometer, meistens jedoch durchschnittlich 8–13[5] bzw. 11–13,5 Mikrometer.[10] Unter den tierischen Textilfasern besitzen nur noch die verschiedenen Seiden und Byssus einen geringeren Faserdurchmesser. Die Oberflächenstruktur der Faser ist geschuppt wie bei Schafwolle.[4] Der Schuppenabstand beträgt zwischen 7 und 14 Schuppenringe pro 100 Mikrometer.[6] Die Zellanordnung der Faser ist im Transmissionselektronenmikroskop bilateral (wie auch beim Guanako), während sie beim Lama und Alpaka ungeordnet ist.[11]
Das Vikunja (Vicugna vicugna) oder Vicuña (Quechua: wik'uña) ist neben dem Alpaka eine der beiden Arten höckerloser Neuweltkamele der Gattung Vicugna, die zur Familie der Kamele gehört. Es ähnelt dem ebenfalls in Südamerika heimischen Guanako, ist aber zierlicher und robuster. Die Wolle der Vikunjas ist noch feiner als Kaschmirwolle.